Wer Leistungsangaben von Boxen und Endstufen vergleichen will, muss darauf achten, dass er nicht Äpfel mit Birnen vergleicht. Einige Hersteller nutzen bewusst die verbreitete Unkenntnis, um die tatsächliche Qualität zu verschleiern.
Viele HiFi- und Heimkinokäufer lassen sich noch immer von den zumeist von unseriösen Anbietern angegebenen P.M.P.O.-, Spitzen- oder Maximalleistungen beeindrucken. Dabei kannst du dir sicher sein: Wer beispielsweise einer Kompaktanlage für 150 Euro eine Ausgangsleistung von 800 Watt attestiert, betrügt und verstößt zudem gegen europäisches Recht.
Um Vergleichsmöglichkeiten weltweit zu einer Einheit zu treiben, haben maßgebliche Organisationen neue Normen verabschiedet. Elektrotechnik (IEC), Standardisierungsorganisation (ISO) und Telekommunikation (ITU) definierten die für alle Hersteller verbindlichen IEC-Normen. Für Lautsprecher sollen bei der Belastbarkeit nicht wie bislang zehn Minuten rosa Rauschen maßgeblich sein. Die IEC Norm »nominal« prüft die Dauerbelastbarkeit im 100-Stunden-Test. Die IEC Norm »long term« setzt eine Minute ein Signal, macht zwei Minuten Pause mit der Belastung und wiederholt alles zehnmal. Die IEC-Norm »short term« setzt ein Signal von einer Sekunde Dauer, pausiert dann ebenfalls für eine Minute und wiederholt das Prozedere 60 Mal.
Seit Verabschiedung dieser Normen hat Teufel sich an diesen Vorgaben orientiert und benennt die Belastbarkeit seiner Boxen nach den sehr strengen Auflagen der IEC long term-Norm. Bei der Frage nach der empfohlenen Verstärkerleistung richtet sich Teufel an der IEC short term-Norm aus. Dass sich dadurch nichts an der Qualität der Teufel-Lautsprecher geändert hat, ist selbstverständlich. Mehr Informationen zu den unterschiedlichen Leistungsangaben finden Sie in unserer Website.
Weitere verbreitete Angaben:
RMS-Leistung: Die Angabe einer Leistung in Watt (RMS) ist neben den IEC-Angaben die einzige weitere internationale aussagekräftige Aussage. RMS bedeutet Root Mean Square und ist ein aufwändiges Messverfahren, das die Leistung über den gesamten relevanten Frequenzbereich mittels eines sogenannten Rosa-Rauschens (Pink-Noise) erfasst. Rosa Rauschen hat gegenüber dem Weißen Rauschen (White Noise) einen Pegelabfall von 3dB/Oktave nach oben, was sicherstellt, dass der Energiegehalt des Signals bei beliebigen Frequenzen konstant ist.
Sinus-Dauerton Leistung: Dieses Messverfahren ist veraltet und nur auf Endstufen anwendbar. Lautsprecher würden bei einer Messung der maximalen Belastbarkeit mit Sinustönen leicht zerstört. Wegen der großen Popularität des Begriffs "Sinus-Dauerton Leistung" wird er dennoch gelegentlich verwendet. Die Werte liegen eng bei denen, die sich nach dem RMS-Verfahren ergeben.
Peak-Leistung: Die Peak-Leistung ist die Leistung, die eine Endstufe kurzzeitig (im Millisekundenbereich) abgeben kann bzw. die ein Lautsprecher kurzzeitig verkraftet. Die Peak-Leistung ist immer viel höher als der RMS-Wert. Seine Bedeutung liegt aber eher in der Werbewirksamkeit als in seiner Aussagekraft. Allenfalls macht noch der Vergleich des Verhältnisses von Peak-Leistung zu RMS-Leistung Sinn. Höhere Werte können sich in einer besseren Impulsverarbeitung auszahlen.
Musik-Leistung: Dies ist ein veraltetes Messverfahren, das die Idee zugrunde legt, dass Musik keine konstanten Pegel hat und deswegen die Leistung eines Systems deutlich höher sein kann als nach der Messung mit Sinustönen. Der eigentliche Hintergrund dürfte aber die Werbewirksamkeit der gegenüber der Sinus-Dauerton Leistung etwa doppelt so hohen Werte sein.
Nennleistung: Noch ein Begriff, der zur Unklarheit beiträgt... Eigentlich stammt er aus der Starkstromtechnik. Im Zusammenhang mit Endstufen entspricht er etwa der RMS-Leistung. Es ist aber nicht sicher, dass das dafür genormte Messverfahren benutzt wurde.
Verlustleistung: Einen Teil der aus der Steckdose entnommenen Stromleistung wandelt die Endstufe nicht in nutzbare Signale, sondern in Verlustwärme um. Die Verlustleistung macht Angaben über diesen in Wärme verwandelten Teil. Ist sie hoch, dann benötigt man u.U. entsprechende Kühlung.
Abhängigkeit von der Impedanz: Die Leistungsabgabe einer Endstufe ist abhängig von der Impedanz (Ohmzahl) der angeschlossenen Lautsprecher (diese gilt nicht für Röhren-Gitarrenverstärker mit schaltbarer Impedanz!). Die Endstufe gibt an niedrigen Impedanzen i.d.R. mehr Leistung ab als an höheren. Dabei sind Nebeneffekte zu beachten:
- niedrige Impedanzen belasten und erwärmen die Endstufe stärker (für ausreichende Luftzirkulation sorgen)
- bei zu niedriger Impedanz schaltet die Sicherheitsschaltung u.U. die Endstufe ab
- niedrige Impedanzen erfordern dickere (ggf. auch kürzere) Lautsprecherkabel, weil die Kabelverluste stark ansteigen.
Höhere Impedanzen ergeben prinzipiell wegen des besseren Bedämpfungsverhältnisses der Lautsprecher/Endstufen Kombination einen besseren Sound. Es macht also durchaus Sinn, eine Endstufe nicht bis zum Anschlag auszulasten und z.B. mit 2 Ohm zu betreiben, auch wenn sie das laut Datenblatt mitmacht. Die Datenblätter geben i.d.R. Hinweise, bei welcher Impedanz welche Leistung abgegeben wird.